Über den Künstler
Martin Willing (*1958 in Bocholt) erkundet mit seinen bewegten Metallskulpturen aus Stahl, Duraluminium und Titan Raum und Form in ihrer Bedingtheit zueinander und in ihrer Flüchtigkeit und transitorischen Natur.
Seine Skulpturen schwingen im Raum. Der herkömmliche Begriff von kinetischer Kunst wird den Arbeiten jedoch nicht gerecht. Die Bewegtheit der so elegant wie solitär wirkenden, oft aus einem Stück gefertigten Skulpturen, basiert nicht auf Motoren oder Gelenken und Scharnieren. Vielmehr genügt ein Antippen mit der Hand oder ein Luftzug, um eine Kugel, einen Kegel, einen Trichter, einen Kubus oder einen Ring in Bewegung zu setzen. Wie zu einem anderen Leben erweckt, verändern sie ihre Gestalt. Sich öffnende Zwischenräume und rhythmische Ausdehnungen im Raum sind genauso Bestandteile dieser Skulpturen wie ihre feste, exakt definierte geometrische Form im Ruhezustand.
Martin Willing hat während der letzten 30 Jahre ein umfangreiches Werk geschaffen, das in seiner Ästhetik und Tiefe unverwechselbar ist. Seit Anfang der 1980er Jahre sind seine bewegten Skulpturen in Ausstellungen in Deutschland und im Ausland zu sehen.
Arbeiten des Künstlers, der in Köln lebt und arbeitet, befinden sich in zahlreichen Museen wie auch in renommierten Unternehmenssammlungen. Windbewegte Großskulpturen im öffentlichen Raum, die Martin Willing in langwierigen Prozessen entwickelt, haben in seinem Werk einen besonderen Stellenwert.
Die staunenswerte Dynamik seiner Skulpturen entwickelt der Künstler aus der dem Metall innewohnenden Schwingungsfähigkeit. Dafür spannt er Metallbänder und -stäbe gegen die Schwerkraft vor, er „lädt sie auf“ mit dieser Spannkraft und ermöglicht ihnen damit erst, sich frei in den Raum zu erstrecken.
Derart gespannt gegen die Erdschwere, vollziehen Martin Willings Skulpturen äußerst nuancierte und vielfältige Bewegungsformen im Raum. Es geht Willing dabei nicht um das Erzeugen einer gleichmäßigen, beständigen und nicht endenden Bewegung. Sein Streben richtet sich vielmehr auf die Dramaturgie der Bewegung, zwischen Ausdehnung, Verlangsamung und Stillstand.
Seine Skulpturen sind eine poetische Einladung, skulpturale Form in der räumlichen und zeitlichen Dimension neu zu begreifen. Sie wecken unwillkürlich unsere Neugierde, unser Bedürfnis, begreifen zu wollen – und zwar ganz unmittelbar in dem haptischen Impuls, die im Ruhezustand so stabil wirkenden geometrischen Formen durch Berührung in Bewegung zu setzen.
Durch ihr vielfältiges Eigenleben – sie pendeln, tänzeln, schwanken, kreiseln, federn, taumeln und vibrieren – ziehen Willings Skulpturen in den Bann und erwecken darüber hinaus Staunen. Jede Form hat eine ihr eigene Bewegung, dabei oszilliert jede betrachtete Skulptur zwischen geometrisch definierter Form im Stillstand und elastisch sich ändernder Form beim Auf- und Abebben der jeweiligen Schwingung; sie erhält erst in der Bewegung (Raum) und Dauer (Zeit) ihren Sinn.
Biographie
2000-2024
Köln Skulptur #2 bis #11, windbewegte Außenskulptur Quadratschichtung, zweiachsig, wachsend aus Titan im Skulpturenpark Köln
2024
In good shape. Shaped canvases & metal, Galerie Bender München
Pulchri concrete art, Den Haag
Dominique Chapuis / Collagen & Martin Willing / Metallskulpturen, Merkenicher Kunstraum, Köln
Geometrie Straordinarie, Fondazione Marcello Morandini, Varese, Italien
Energy/Energie, Museum Wilhelm Morgner, Sammlung Carl-Jürgen Schroth, Soest
2023
Windbewegt – Metallskulpturen, vorgespannt gegen die Schwere, im Botanischen Garten Jena, Kunstverein Jena
40 Jahre Emsdettener Kunstverein, Kunstverein Emsdetten
Colours in a square, Mueum Ritter Waldenbuch
Und alles bewegt sich…, Sebastian Fath Contemporary Mannheim
Kultur.Kontakt.Konkret, Sammlung Schroth zu Gast in Veszprém, Europäische Kulturhauptstadt 2023
2022
Colours in a Square – Works from the Marli Hoppe-Ritter Collection, Foundatione Marcello Morandini, Varese, Italien
Nikola Dimitrov. Friedhelm Falke. Martin Willing, Galerie Fetzer Sontheim an der Brenz
Finale – Director’s Cut, Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
2021
Kunst bewegt – 6 Positionen kinetischer Kunst, Kunstverein Heidenheim im Ausbildungszentrum der Firma Voith
Resonanz, Kloster Wedinghausen Arnsberg
2020
Form und Bewegung, Carlernst Kürten-Stiftung Unna
Kunst bewegt – 8 Positionen kinetischer Kunst, Städtische Galerie Cordonhaus Cham
2019
Schwingung im Metall, Kulturspeicher Würzburg (mit Helmut Dirnaichner)
Marc Angeli und Martin Willing, Sebastian Fath Contemporary Mannheim
In guter Gesellschaft, Neuer Kunstverein Aschaffenburg
Kunst bewegt – 8 Positionen kinetischer Kunst, Galerie Tobias Schrade, Ulm
2018
Ihre Form bestimmt ihre Bewegung, Experimente mit Metall und Schwerkraft, Cadoro, Zentrum für Kunst und Wissenschaft, Galerie Dorothea van der Koelen Mainz
Geradezu beschwingt, Städtische Galerie, Speyer
2017
sculpting motion, Hollis Taggart Galleries, New York, USA
Kinetische Objekte, Sebastian Fath Contemporary, Mannheim
2016
Ganzheit als Prinzip, Galerie Renate Bender München (mit Peter Weber)
Metaphores et ondulations, Galerie Lahumiere Paris (mit Hans Jörg Glattfelder)
2014
Ganzheit als Prinzip, Städtische Galerie Ada Meiningen (mit Peter Weber)
2013
Bewegte Skulpturen, Fraunhofer Haus München
Good Vibrations – Kunst und Physik, Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
2012
Sinkend, steigend, schwankend, sich in den Raum windend, Skulpturen und Objekte, Galerie Dorothea van der Koelen, Mainz
2011-2012
Kunst am Bau-Projekt Orbital, 5 Meter hohe Rohr-Skulptur vor dem Präzisionslabor des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung, Stuttgart
2011
Esculturas, Espacio Micus Ibiza, Spanien
Metall Papier – Komplementär, Emsdettener Kunstverein (mit Angela Glajcar)
Schwingung und Bewegung, antistatische Skulpturen, Galerie & Edition Gudrun Spielvogel, München
Martin Willing – Skulpturen, Edition & Galerie Hoffmann, Friedberg
2010
Martin Willing – Ausstellung # 282, Galerie St. Johann, Saarbrücken
Außenskulpturen, Galerie Wilfried Utermann, Dortmund mit Orbital, erste großformatige Skulptur dieses Werkkomplexes
Positionen, Forum Konkrete Kunst Erfurt
2009
Sebastian Fath Contemporary, Mannheim (mit Madeleine Dietz)
Hommage an das Quadrat, Museum Ritter Waldenbuch
When ideas become form, La Galleria, Venezia, Italien
2008
Martin Willing – Skulpturen, Hubertus Melsheimer Kunsthandel, Köln
Geschnittene Flächen- und Hohlkörper, Membran und Wabenskulpturen, Galerie Dorothea van der Koelen, Mainz
2007
Geometrisk Abstraktion XXVI, Galerie Konstruktiv Tendens, Stockholm, Schweden
Ausgerechnet … Mathematik und Konkrete Kunst, Kulturspeicher Würzburg
Bewegung im Quadrat, Museum Ritter, Waldenbuch
2005-2007
Gestrecktes Hyperboloid, Höhenachse zehnfach II, 14 Meter hohe windbewegte Skulptur, Siegen-Geisweid
Weiterentwicklung und bisher größtes Format im öffentlichen Raum
2005
Skulpturen gegen die Schwere, Stiftung für konkrete Kunst, Freiburg
2003-2005
Erster Preis im Kunst–am–Bau–Wettbewerb der Fraunhofer Gesellschaft München
für Gestrecktes Hyperboloid, Höhenachse zehnfach, Standort Kaiserslautern
ab 2003
Entwicklung von Waben- und Membranskulpturen, Schwingungen von geschlossenen Flächen und Bandstrukturen
2003
Mit Sinnen, Skulpturenmuseum Glaskasten Marl
2002
Martin Willing – Skulpturen, Studio A Otterndorf, Museum gegenstandsfreier Kunst, Otterndorf
Ausstellungsreihe: Drehen, Kreisen, Rotieren … Kunst in Bewegung,
Museum im Kulturspeicher Würzburg; Kunstmuseum Heidenheim;
Pfalzgalerie Kaiserslautern; Kunstmuseum Ahlen
Brücke, erste vollständig im Rechner konzipierte Schwingungsskulptur
ab 2001
eigene FEM-Berechnungen mit I-DEAS
2001
Metallschwingungen, Dreh- und Mehrfachschnitte, Galerie Dieter Wilbrand, Köln
2000
Flächenschnitte – Körperschnitte, Schwingende Skulpturen 1979 –1999
Treptowers, Sammlung Allianz, Berlin
1999-2000
Bau einer 7 Meter hohen windbewegten Außenskulptur aus Titan Quadratschichtung, zweiachsig, wachsend, für den Skulpturenpark Köln, optimiert mit FEM-Modalanalyse
1999
Im Gehen sehen, Kunst am Bau Projekt, Treptowers Sammlung Allianz, Berlin
1998
Überlagerungen von zwei oder drei Metallschnitten
1997
Spannung – Erstreckung – Bewegung, Metallskulpturen 1995–97, Galerie Dieter Wilbrand, Köln
Quadratschnitt, zum Kubus geschichtet, Ankaufspreis der 13. Internationalen
Biennale der Kleinplastik, Slowenien, Deutschland
Geschichtete Säule, Auftragsarbeit für das Städtische Museum
Gelsenkirchen, Ankauf
21. Ausstellung der japanischen Metallbildner, Goethe-Institut Tokyo, Japan
1996
Ausstellungsreihe Körperschnitte – Bewegungsräume, Pfalzgalerie Kaiserslautern; Franziskaner-Museum der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen; Institut für moderne Kunst Nürnberg
1995
Balance und Bewegung – Kinetische Metallobjekte, Städtisches Museum
Gelsenkirchen
Doppelschwinger, erster Massivschnitt.
1994
Kölner Premieren ’94, Galerie Dieter Wilbrand, Köln
1993
Preis des Vereins für bildende Kunst Köln
Radiale Schichtungen, Schwingung bis zum Kern der Skulptur
ab 1992
Programme zur Erstellung von Ab- und Aufwicklungen und Schichtungen
1991
Martin Willing – Skulpturen 1989–1991, Galerie Dieter Wilbrand, Köln
Projektstipendium Fritz-Berg-Gedächtnis-Fonds der SIHK in Hagen zur Realisierung der Skulptur Trichter (1995–1998)
Beginn der Computerarbeit, erste Programmierungen in Autolisp
1990
Aufwicklung von spiraligen Flächen zu Raumspiralen, schwingende Oberflächenkörper
1989
ruimtelijk werk, Provinciehuis Zwolle, Niederlande
Bewegte Skulpturen, Galerie Dieter Wilbrand, Köln
Junger Westen, Kunsthalle Recklinghausen
1988
Sich in den Raum windender Stab, erste windbewegte Außenskulptur, Kunst Überall Salzgitter
Zehn : Zehn, Neuer Berliner Kunstverein, Staatliche Kunsthalle, Berlin; Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln
Keilförmige und konische Materialquerschnitte, potentiell unendlich lange Skulpturkörper; die Skulptur Hügel erreicht eine Stablänge von 33 Metern
1987
Skulpturen im Grenzbereich von Statik und Dynamik, Stillstand und Bewegung,
Galerie Dieter Wilbrand, Köln
Bewegte Skulptur, Euregio Kunstkreis, Bocholt
1986-1988
Referendariat am Studienseminar Neuss, Zweites Staatsexamen Kunst und Physik
1985
5 mal Skulptur, Westfälischer Kunstverein Münster
Studiogalerie 7, Stipendium des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe
Ausstellungsreihe im Kunstverein Gelsenkirchen und Museum Abtei Liesborn
1984
Meisterschüler bei Professor Hans-Paul Isenrath
1983
Spirale und Schichtung als Bauprinzip, Konzentration der Schwingung
1981 und 1982
Preise des Fördervereins der Kunstakademie Münster
1981
Förderpreis Skulpturen und Objekte, Westfälischer Kunstverein Münster
1979
Raumgreifende, eigenbewegte Stäbe. Entdeckung der Schwingung
1978-1979
Experimente mit Schwerkraft, Magnetismus, Elektrischem Strom und Gleichgewicht
1978-1985
Studium an der Staatlichen Kunstakademie Münster bei Hans-Paul Isenrath
Studium der Physik an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster